Oppenheim

Oppenheim
I
Ọppenheim,
 
Stadt im Landkreis Mainz-Bingen, Rheinland-Pfalz, 95 m über dem Meeresspiegel, am linken Ufer des Oberrheins, 6 300 Einwohner; Landeslehr- und -versuchsanstalt für Wein- und Gartenbau, Deutsches Weinbaumuseum; Mittelpunkt eines Weinbaugebietes mit Weinkellerei und Weinhandel; Fremdenverkehr.
 
 
Die Katharinenkirche (1262-1360, Westchor 1415 ff. von M. Gerthener, Türme des spätromanischen Vorgängerbaus erhalten) ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Gotik am Rhein. Die Wände der Gewölbebasilika sind fast vollständig in Maßwerk und Glas aufgelöst. Die ehemalige Franziskanerklosterkirche (14. Jahrhundert) zeigt die schlichten Formen der Bettelordenkirchen; Adelshöfe des 17./18. Jahrhunderts Über Oppenheim die Ruine der ehemaligen Reichsburg Landskron (13./16. Jahrhundert).
 
 
Das urkundlich erstmals 765 erwähnte Oppenheim, später einer der Stützpunkte staufischer Herrschaft, erhielt 1225 Stadtrecht. 1254 war Oppenheim an der Gründung des Rheinischen Städtebundes beteiligt. 1375 kam die Stadt in Erbpfandschaft an die Kurpfalz, an die sie 1648 endgültig fiel. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde Oppenheim 1689 durch französische Truppen unter General E. de Mélac zerstört.
 
 
1200 Jahre O. am Rhein, bearb. v. J. Albrecht u. a. (1965);
 B. Schütz: Die Katharinenkirche in O. (1982).
 
II
Ọppenheim,
 
1) Abraham, Bankier, * Köln 24. 5. 1804, ✝ ebenda 9. 10. 1878; baute das von seinem Vater Salomon Oppenheim (* 1772, ✝ 1828) in Bonn 1789 gegründete Kommissions- und Wechselhaus (seit 1798 in Köln) zu einer bedeutenden deutschen Privatbank aus, seit 1909 »Sal. Oppenheim jr. & Cie.«. Mit G. von Mevissen, F. W. Harkort, I. H. Stein setzte er sich ein für den Ausbau des deutschen und europäischen Eisenbahnwesens, der deutschen Versicherungswirtschaft, der rheinischen Maschinenbau- und Baumwollindustrie sowie der deutschen und europäischen Bankwirtschaft.
 
 2) David, auch D. Ọppenheimer, jüdischer Gelehrter und Geschäftsmann, * Worms 1664, ✝ Prag 12. 9. 1736; wurde 1691 Landesrabbiner in Nikolsburg, 1702 in Prag, 1718 von Böhmen; verfasste kabbalistische und talmudistische Werke. Seine bedeutende hebräische Bibliothek, die er, um der Zensur zu entgehen, in Hannover aufstellte, benutzte u. a. J. C. Wolf für seine »Bibliotheca Hebraea«. 1829 wurde die Sammlung (7 000 Bände, darunter 1 000 Handschriften) an die Bodleian Library in Oxford verkauft.
 
 3) Dennis, amerikanischer Künstler, * Electric City (Washington) 6. 9. 1938; Vertreter der Land-Art und der Body-Art, der die natürlichen Veränderungen der Landschaft und des Körpers in seine Aktionen einbezieht und diese mit Fotos, Videos und Filmen dokumentiert. Er gestaltet auch Installationen sowie Skulpturen aus architektonischen Elementen und Objekte unter Verwendung von Alltagsgegenständen mit symbolhaft-assoziativer Wirkung.
 
 4) Hermann, Neurologe, * Warburg 1. 1. 1858, ✝ Berlin 22. 5. 1919; gründete 1891 eine bald weltberühmte private Nervenklinik und wurde 1893 Professor in Berlin; beschäftigte sich v. a. mit Muskelkrankheiten, multipler Sklerose und »traumatischen Neurosen«.
 
 5) Meret, Malerin und Objektkünstlerin, * Berlin 6. 10. 1913, ✝ Basel 15. 11. 1985; lebte 1932-37 in Paris, wo sie sich an Aktivitäten der Surrealisten beteiligte, seit 1948 in Bern. In ihren Objekten verfremdete sie Alltagsgegenstände durch vieldeutige Veränderungen des Materials. Ihr Objekt »Das Frühstück im Pelz« besteht aus einer pelzbesetzten Frühstückstasse einschließlich Untertasse und Teelöffel (1936; New York, Museum of Modern Art); auch Bilder, Collagen u. a.
 
 
 
M. O. Spuren durchstandener Freiheit, bearb. v. B. Curiger (Zürich 31989);
 J. Helfenstein: M. O. u. der Surrealismus (1993);
 Isabel Schulz: Edelfuchs im Morgenrot. Studien zum Werk von M. O. (1993);
 C. Meyer-Thoss: M. O. - Ein Buch der Ideen. Frühe Zeichnungen, Skizzen u. Entwürfe für Mode, Schmuck u. Design (Bern 1996).
 
 6) Moritz Daniel, Maler, * Hanau 12. 12. 1799, ✝ Frankfurt am Main 26. 2. 1882; schloss sich nach Studien an der Hanauer Zeichenakademie und der Akademie in München (1818-20) während seines Aufenthaltes in Rom (1821-25) den Nazarenern an und wurde von B. Thorvaldsen gefördert. Oppenheim malte Porträts (»Der Dichter Heinrich Heine«, 1831; Hamburg, Kunsthalle) und Szenen aus dem jüdischen Familienleben. O. gehört zu den ersten namentlich fassbaren Künstlern jüdischer Herkunft.
 
 7) Paul, Chemiker und Wissenschaftstheoretiker, * Frankfurt am Main 17. 7. 1885, ✝ Princeton (N. J.) 22. 7. 1977; hatte bis 1933 führende Funktionen in der chemischen Industrie inne, emigrierte dann über Belgien in die USA. Oppenheim leistete Beiträge zu verschiedenen Gebieten der Wissenschaftstheorie, v. a. der Psychologie und Physik. Bekannt blieb das Hempel-Oppenheim-Schema.

Universal-Lexikon. 2012.

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